Schwangerschaft

Dass der Konsum legaler Drogen, wie Alkohol und Nikotin, ein Kind bereits während der Schwangerschaft schädigen kann, ist hinlänglich bekannt. Doch wie verhält es sich mit dem Konsum illegaler Drogen?

Genaue Untersuchungsergebnisse zu diesem Thema sind leider nur sehr schwer zu bekommen. Es gibt zu diesem Thema nur sehr wenig Informationen im Internet und in der Fachliteratur. Weiterhin liegen in der Mehrzahl der Studien methodische Probleme, die verlässliche Aussagen bisher noch nicht zulassen.

Häufigkeit
Die genaue Zahl der Kinder suchtmittelabhängiger Eltern ist nicht bekannt. Man weiß z. B. aus Untersuchungen, dass der Alkoholkonsum in der Schwangerschaft bei den meisten Frauen im vierten Schwangerschaftsmonat eingestellt wird. Es gibt im Gegenzug dazu aber nur wenig Untersuchungen und Daten, wie es sich beim Drogenkonsum in der Schwangerschaft verhält. Deshalb sind nachfolgende Ausführungen auch unbedingt unter diesem Gesichtspunkt zu betrachten und gelten nicht als allgemeingültig erwiesen.

Suchtmittel und Schwangerschaft
Zuerst sollte erwähnt werden, dass bei Drogenmissbrauch die Monatsregel der Frau ausbleiben kann und dass einige Drogen, wie zum Beispiel auch Cannabis, die Fruchtbarkeit des Mannes herabsetzen können. Das bedeutet aber nicht, dass frau deshalb nicht schwanger werden kann. Wie gefährlich ist nun der Drogenkonsum während der Schwangerschaft?

Alkohol und Schwangerschaft
Vom Alkoholkonsum während der Schwangerschaft weiß man aus Untersuchungen genau, dass geistige und körperliche Entwicklungsstörungen und auch Missbildungen auftreten können. Bei illegalen Drogen sind die Untersuchungsergebnisse leider nicht so präzise.

Cannabis und Schwangerschaft
Es gibt einige Untersuchungen, die für sich genommen wenig aussagefähig sind, weil zu wenig Frauen untersucht wurden. In einer Untersuchung wurde festgestellt, dass regelmäßiges Haschisch- und Marihuanarauchen eine Abnahme der Körpergröße des Neugeborenen, ein niedrigeres Geburtsgewicht (wiegen durchschnittlich 200 Gramm weniger als andere Babys) und Frühgeburten bewirken können. Es wird vermutet, dass der Konsum von Cannabis mit Zigarettentabak zu einem Cocktail von giftigen Substanzen führt, der dann das Wachstum des Fötus verlangsamt. Außerdem wurde festgestellt, dass die Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft Marihuana konsumierten, später Sprach- und Gedächtnisleistungsstörungen aufwiesen. Selbst wenn in Einzelfällen solche Auswirkungen auf das Kind festgestellt wurden, kann nicht allgemeingültig davon ausgegangen werden, dass alle Kinder, deren Mütter in der Schwangerschaft Cannabis konsumieren, solche Folgen davontragen müssen.

Amphetamine und Schwangerschaft
Beim Konsum von Amphetaminen (Ecstasy, Speed) wurde ein erhöhtes Risiko für Fehl- und Frühgeburten festgestellt sowie eine deutlich erhöhte Missbildungsrate bei Neugeborenen. Auch hier gilt, dass diese Ergebnisse keine Allgemeingültigkeit haben, da bisher zu wenig Daten erhoben wurden, die eine verlässliche Aussage zulassen würden. Diese Auswirkungen auf das Kind sind Einzelfälle und sollten auch als solche gewertet werden.

Kokain und Schwangerschaft
Die schädigende Wirkung von Kokain während der Schwangerschaft wurde in Berichten der 70er Jahre beschrieben. Bei Kokain bestehe eine größere Gefahr, eine Fehl- oder Frühgeburt zur Welt zu bringen (siehe auch nachfolgende Tabelle). Aber auch hier gilt, dass die Resultate methodisch verbesserter Studien noch abzuwarten sind und sich die vorliegenden Ergebnisse lediglich auf Einzelfälle beziehen.

Opiate und Schwangerschaft
Bei diesen Suchtmitteln sind die Angaben etwas genauer. Man hat festgestellt, dass sich besonders Heroin auf die Kinder negativ auswirkt. Gleich nach der Geburt kommt es bei den Neugeborenen zu bedenklichen Entzugssymptomen, unter anderem können schwer beherrschbare Krampfanfälle auftreten. Wenn heroinabhängige Frauen schwanger werden, ist absolut davon abzuraten, Drogen intravenös von der Straße zu konsumieren. Ein kompletter Entzug von Heroin wird nur in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft für das Kind als ungefährlich angesehen. Einige Studien raten, dass es sowohl für die Frau als auch für das Kind das Beste sei, sich substituieren zu lassen (z. B. mit Subutex). Natürlich kommt es auch hier bei den Neugeborenen zu Entzugssymptomen, von denen sie sich aber, so schlimm dies auch klingen mag, erholen können, da sie meist nach der Geburt ausschleichend mit dem Ersatzstoff entzogen werden.

Substitution und Schwangerschaft
Zum einen wird von substituierten Frauen oft davon ausgegangen, dass sie nicht schwanger werden können. Das ist aber, wie schon oben deutlich geworden ist, eine Fehlannahme. Vor allem aus diesem Grund werden Schwangerschaften bei Substituierten meist erst im fortgeschrittenen Stadium festgestellt. Dadurch bleibt der werdenden Mutter nur noch wenig Zeit, sich auf Geburt und Mutterschaft einzustellen.

Zum anderen ist es, wie oben bereits erwähnt, das beste für Mutter und Kind, wenn sich eine heroinabhängige Frau während der Schwangerschaft substituieren lässt. Wie aber verhält es sich nun mit der Substitution in der Schwangerschaft? Bei Methadon kann das Neugeborene ein Entzussymptom erleiden, das sich über mehrere Wochen erstrecken kann. Die längerfristigen Auswirkungen können bis zu sechs Monate andauern, das heißt, die Mutter muss sich während dieser Zeit um ein krankes Kind kümmern.

Vom Substitutionsmittel Subutex allerdings wird berichtet, dass es eine geringere körperliche Abhängigkeit hervorruft, wodurch diese Substanz offensichtlich besser geeignet erscheint für eine Substitution während der Schwangerschaft.

Empfehlungen
• Gerade weil so wenig über Auswirkungen von Drogen in der Schwangerschaft bekannt ist, sollten während der Schwangerschaft keinerlei Drogen konsumiert werden. Es ist bekannt, dass in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft, in denen sich Organe und Extremitäten (z. B. Arme, Beine) beim Kind entwickeln, ein besonders hohes Risiko besteht, dass das Ungeborene Schaden nimmt, wenn die Schwangere z. B. Alkohol, bestimmte Medikamente und Drogen konsumiert.
• Falls ein Drogenkonsum bei noch nicht bekannter Schwangerschaft erfolgte oder Drogenabhängigkeit und Schwangerschaft besteht, ist es besonders wichtig, eine/n Arzt/Ärztin  bzw. Frauenarzt/-ärztin aufzusuchen.
• Verschiedene Maßnahmen, wie z. B. eine gesunde Ernährung, eine gesicherte Wohnsituation, eine sorgfältig durchgeführte Geburtsvorbereitung etc., senken das Risiko bei der Schwangerschaft einer drogenkonsumierenden oder drogenabhängigen Frau.

Konkrete Empfehlungen können der nachstehenden Tabelle entnommen werden: (Quelle: Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme, Postfach 870, 1001 Lausanne/Schweiz)

Substanz Risiko Empfehlung
Amphetamine Erhöhtes Risiko für Fehl- und Frühgeburten, tiefes Geburtsgewicht kein Gebrauch
Cannabis Erhöhtes Risiko für Entwicklungsschäden des Fötus, tiefes Geburtsgewicht kein Gebrauch
Kaffee, Tee, Energydrinks Koffein in großen Mengen schädigt wahrscheinlich den Fötus koffeinhaltige Getränke nicht zu oft konsumieren
Kokain Erhöhtes Risiko für Fehl- und Frühgeburten, mögliche Fehlbildungen des Fötus Kein Gebrauch
Opiate Erhöhtes Risiko für Fehl- und Frühgeburten, Geburtsschwierigkeiten, Neugeborene mit Entzugssymptomen und Atemschwierigkeiten, Entwicklungsverzögerungen kein Gebrauch, mit Arzt sprechen, Hilfe suchen
Schlafmittel Variieren stark hinsichtlich ihrer Risiken für den Fötus. Wenn regelmäßig eingenommen, Entzugserscheinungen und Atemschwierigkeiten des Neugeborenen. nur Schlafmittel, die vom Arzt empfohlen werden
Schmerzmittel (ohne Rezeptpflicht, z. B. Aspirin) Auch bei gelegentlichem Gebrauch mit Arzt abklären bei regelmäßigem Gebrauch unbedingt Arzt konsultieren
Tabak Je größer der Konsum, desto wahrscheinlicher das Auftreten von Fehl-, Früh- und Totgeburten, sowie Untergewicht, auch Passivrauchen kann Schäden verursachen kein Gebrauch, Konsumreduktion anstreben
Tranquilizers (Beruhigungsmittel) Bei regelmäßigem Konsum erhöhtes Risiko für Atemschwierigkeiten, Entzugssymptome vor Gebrauch Arzt konsultieren